In letzter Zeit ist auf Social Media immer wieder von einer sogenannten „Jenga-Theorie“ die Rede, wobei diese jedoch kaum vollständig erklärt wird. Das Prinzip dieser Theorie ist nicht neu und beschreibt eine Erzählstruktur, die helfen soll Spannung während einem Video aufzubauen und damit Aufmerksamkeit zu halten. Daher haben viele bekannte Creator dieses Prinzip für sich entdeckt und wenden es zum Beispiel bei Reels gerne an.
Aber was ist die Jenga Theorie und wie kann sie helfen, fesselnde Videos zu erstellen?
Am Besten erklärt man die Theorie anhand des Ursprungs des Namens. Dieser bezieht sich auf das Spiel „Jenga“, bei dem ein Wackelturm aus Steinen aufgebaut wird, wobei die Mitspieler nacheinander jeweils einen Stein herausziehen, bis der Turm irgendwann einstürzt und dieser Spieler verliert. Jeder, der das Spiel schon einmal gespielt hat, kann berichten, wie spannend dieses Spiel ist.
Diese Spannung entsteht durch das Zusammenspiel von zwei Faktoren. Erstens sorgt das aufeinanderfolgende Herausziehen der Steine für eine langsame Destabilisierung des Turm. Dadurch erhöht sich jedes Mal das Risiko und damit steigt die Spannung. Diese baut dann immer mehr auf, bis der Turm wackelt und der Zusammensturz schon absehbar ist… Und dann bricht er endlich zusammen. Diese steigende Spannung ähnelt Strategien wie der Spannungs-Maus oder dem Spannungsbogen.
Der zweite Faktor ist die Erwartungshaltung der Spieler. Die Spieler wissen von Anfang an, dass der Turm irgendwann einstürzen wird. Somit ist jedem Spieler klar, was passieren wird und trotzdem spielt man das Spiel, um herauszufinden, wie oder viel eher wann der Turm einbricht. Diese Erwartung ist sogar viel mehr der Grund, warum die steigende Spannung so gut funktioniert. Wüssten die Teilnehmer zum Beispiel nicht, dass das “dramatische” Ende mit Sicherheit eintrifft, sondern wüssten sie stattdessen, dass es nur vielleicht eintrifft (vgl. wie bei LottiKarotti), dann würde viel weniger Spannung entstehen.
Wie kann man die Jenga Theorie auf Filme anwenden?
Diese Strategie ist perfekt auf Filme, wie zum Beispiel Reels auf Social Media, übertragbar. So kann gleich am Anfang eines Videos das Ende kurz offenbart werden. Somit weiß der Zuschauer zum einen, auf was er sich einlässt und ob sich dieses Video lohnt. Zum anderen aber bekommt er eine Erwartungshaltung, mit deren Hilfe die Spannung stärker aufgebaut werden kann. Er schaut das Video also nicht an, um das Ende zu erfahren, sondern um zu erfahren wie der Erzähler an diesem Ende ankommt. Der Weg ist somit das Ziel des Videos. Auf den ersten ersten Blick wirkt diese Strategie etwas komisch. Die Zuschauer wissen jedoch durch die vielen Filme heutzutage bei Mainstream Kinofilmen auch von Anfang an ungefähr das Ende eines Films. Bei einem Actionfilm gehen wir davon aus, dass der Held am Ende die Welt rettet. Bei einer Rom-Com hingegen gehen wir davon aus, dass beide Charaktere am Ende zusammenkommen.
Natürlich sollte auch die Spannung des Videos schrittweise größer werden und auf das genannte Ende hinarbeiten, bis sie irgendwann wie ein Jenga Turm ihr spontanes und spannendes Ende findet. Diese Ködertaktik garantiert eine gesicherte Aufmerksamkeit über das ganze Video hinweg. In einem Zeitalter wo Aufmerksamkeit die Währung auf Social Media ist, ist dies natürlich goldwert.